Wie der Jazz nach Gastein kam – Sepp Grabmaier und sein Snow Jazz

Sepp Grabmaier mit Mikrofon

Wir brauchen Menschen mit Visionen. Großen Visionen. Solche, die es eben nicht nur den Anderen überlassen, die Ärmel hochzukrempeln, sondern die auch selbst anpacken. Etwas tun, (er)schaffen. Menschen wie Sepp Grabmaier aus Bad Hofgastein. Bereits im Jahr 2000 gründete der leidenschaftliche Saxofonist den Verein Musik und Kunst und Literatur im Sägewerk und öffnete damit Tür und Tor des Gasteinertals für alle möglichen Strömungen improvisierter Musik. Ziel war es, ein kulturelles Angebot für Einheimische und Gäste gleichermaßen zu schaffen, das nicht nur den künstlerischen Horizont öffnen, sondern auch seine so geliebte Welt des Jazz’ auf die kleine Region in den Hohen Tauern aufmerksam werden lassen sollte. Dabei kam es ihm sicherlich zu Gute, bereits selbst viel in dieser Welt unterwegs gewesen zu sein und so ließen die ersten ausverkauften Konzerte nicht lange auf sich warten…

Heute sind die Konzerte, Kabaretts, Workshops, Filme, Vorträge und Kunstausstellungen im ehemaligen Sägewerk nicht mehr aus dem kulturellen Leben Gasteins wegzudenken und locken jährlich rund 16.000 Besucher in die zweckentfremdeten Mauern Grabmaiers Vorfahren. Der Verein zählt mittlerweile ca. 300 eingetragene Mitglieder und unzählige Freunde und Unterstützer auf der ganzen Welt. Der Höhepunkt dabei ist das jährlich im März stattfindende 10-tägige internationale Jazzfestival SNOW JAZZ GASTEIN, das bereits 2002 seine Premiere feierte und 2018 in seine 17. Runde geht. Dabei gehen nicht nur eine ganze Reihe legendärer Konzerte im Sägewerk über die Bühne, sondern auch auf Skihütten, in Hotels, Restaurants, Festsälen und anderen Locations, in denen man sich vielleicht nicht unbedingt Jazz erwarten würden.

Wir vom Gastein Blog haben uns mit Sepp Grabmaier an einen der gemütlichen Tische im Sägewerk gesetzt, um über die Zufälle des Lebens, das Prinzip von Aktion und Reaktion und die bunte kulturelle Welt Gasteins zu plaudern. Kennen lernen durften wir dabei einen faszinierenden, hoch-inspirierten Menschen, der für seine Leidenschaft brennt und diese nicht nur im Laufe der Zeit zum Beruf, sondern vielmehr zur Berufung machen konnte.

Das Motto von Snow Jazz 2018 lautet ja ‚Great Songs and other Big Things’. Welche ‚Big Things’ dürfen wir uns denn von der 17. Auflage des Festivals vom 09. – 18.03.2018 erwarten?

Ursprünglich war der Plan 2018, ausschließlich Big Things, also große Ensembles ins Programm zu nehmen. Doch zehn Tage lang nur Big Bands zu hören ist dann doch too much! Vor allem für die vielen Besucher, die wirklich jedes Konzert sehen wollen. Also haben wir die Big Things als Highlights des Programms gesetzt und diese dann mit anderen Konzerten gemischt. Wir haben ja auch eine Verantwortung unserem Publikum gegenüber. Vor allem wenn man bedenkt, dass der weitest anreisende Besucher aus New Jersey kommt. Leute, die seit Jahren große Wege für Snow Jazz in Kauf nehmen gibt es viele. Was uns natürlich sehr stolz macht.

Raphael Wressnig auf der Bühne in voller Action

Was macht denn das Festival so spannend, so außergewöhnlich?

Das Wesentliche ist sicherlich, dass wir ein Festival ‚mit und bei Freunden’ sind. Den Großteil der Musiker kenne ich persönlich, habe auch schon mit den meisten ein Glaserl Wein oder Schnaps getrunken. Denn es geht um die Begegnungen. Das leben wir und das schätzt man offensichtlich auch. Das macht uns erfolgreich.

Dabei geht es ja nicht nur um Jazz, sondern um ein breites Potpourri an musikalischen Strömungen. Wie würden Sie denn diesen bunten Strauß an Musikrichtungen beschreiben?

Es geht bei uns um improvisierte Musik. Mit all den Einflüssen aus der ganzen Welt. Indisch, afrikanisch, russisch… Klänge, die auf der Bühne erst entstehen, innerhalb der Musiker und schließlich mit dem Publikum kommuniziert werden und aus denen sich Großartiges entwickeln kann. Wir haben Konzerte hier gehabt, bei denen die Leute auf den Sesseln getanzt haben und die Musiker gar nicht wieder gehen lassen wollten. Das ist Jazz für mich.

Vor 17 Jahren ging Snow Jazz erstmalig über die Bühne. Welcher Idee folgten Sie damals?

Na ja, zuallererst haben wir ja den Verein gegründet. Als Resultat einer Serie von Zufällen. Begonnen hat alles mit einer CD, die mir ein Freund geschenkt hat. Ich habe seit den 70er Jahren sehr viel Jazz gehört, besagtes Album, Winter in Venice’ vom Esbjörn Svensson Trio kannte ich bis dahin allerdings noch nicht. Jedenfalls zog mich diese Musik voll und ganz in ihren Bann und ich habe die Tracks rauf- und runtergehört. Dann, im Juli 2000, habe ich das alte Sägewerk meines Vaters ausgeräumt und auch einen Internet-Anschluss installieren lassen.

Zwei Tage später war ich im Plattenladen in St. Johann, um wieder einmal durch die CDs und Platten zu wühlen. Und da springt mich eine Platten von eben jenem Esbjörn Svensson Trio an. From Gagarin’s Point of View. Und ich öffne die CD und entdecke neben jeder Menge Infos auch einige Telefonnummern und Internetadressen. Internet hatte ich ja und so habe ich durch die Website gestöbert, bis ich schließlich zu den Tourdaten kam. Und lange Rede, kurzer Sinn: zwischen dem Gig am 18. November in München und dem 20. November in Wien lag ein scheinbar freier Tag.

Die Reflexion über das, was man tut, folgt ja erst der eigentlichen Tat. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass man etwas tut. Sonst kann man sich die Reflexion über das Leben gleich sparen. Sepp Grabmaier, Bad Hofgastein

Vom Manager wurde ich dann an die Booking Agentur weitergeleitet, von der ich erfuhr, dass ein Konzert besagter Band bei mir im alten Sägewerk nicht nur grundsätzlich möglich war, sondern dass er in den folgenden acht Monaten acht Bands ähnlicher musikalischer Gattung nach Gastein bringen könne. Natürlich käme er mir auch mit dem Preis sehr entgegen. Zwei Wochen hatte ich Zeit zu überlegen. Und innerhalb weniger Tage hatte ich gemeinsam mit ersten Mitstreitern 25 Firmen an der Hand, die das Vorhaben finanziell unterstützen wollten. Also haben wir zugesagt und gleich die ersten Konzerte hier im Sägewerk völlig ausverkauft. 2002 kam dann das erste Snow Jazz Festival. Und der Rest ist wieder einmal Geschichte.

Geschichte, die mittlerweile fast 20 Jahre andauert…

Bei all den Aktivitäten, die wir hier im Sägewerk oder auch beim Winter-Festival machen, geht es nicht nur um die Musik, sondern auch darum, eine Plattform für unsere Besucher zu schaffen. Einheimische, Gäste, Musiker, Fans – ganz egal! Früher gab’s so etwas hier nicht, was zu ändern war. Vor allem, weil mich ja immer die Prozesse interessieren, die ausgelöst werden, wenn man etwas macht. Die Frage nach den Reaktionen auf meine Aktion(en). Wie in der improvisierten Musik. Man spielt etwas und dann schaut man, was rauskommt. Was setzt das in Gang. Und wenn man heute auf die vergangenen fast 20 Jahre schaut, dann ist spannend, was es heute alles in Gastein gibt. Keine Ahnung, ob wir das ausgelöst haben, aber zumindest gibt es heute Initiativen wie sommer.frische.kunst, Art on Snow und Ähnliches. Und genau deshalb ist es wichtig, dass man etwas beginnt, in die Welt setzt. Und im idealen Fall kommen dann Menschen, die darauf aufbauen und wiederum etwas machen.

Ripoff Raskolnikov mit seiner Gitarre

Wenn man sich die Geschichte Gasteins ansieht, dann merkt man sehr schnell, dass Kultur hier immer wieder eine große Rolle gespielt hat. Warum ist das so?

Na ja, was ist der große Unterschied zu anderen Tälern? Die Eisenbahn fährt durch, früher hatten wir Gold und wir haben heiße Quellen, deren Wasser sich äußerst positiv auf die Gesundheit auswirkt. All diese Dinge haben immer wieder Fremde ins Tal gelockt. Schubert, Kaiser Wilhelm und viele mehr. Es waren die Fremden, die immer wieder frischen Wind ins Tal brachten. Bis heute.

Wer am Festival teilnehmen möchte, findet hier das passende Angebot.

Alle Infos zum Jazzfestival SNOW JAZZ GASTEIN und Jazz im Sägewerk findet man auf der offiziellen Webseite des Vereins.

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