50 Jahre Felsentherme. Eine Geschichte mit Zeitgeist.

Felsentherme Bad Gastein 1968

Damals im Jahr 1968 ging es heiß her. Studenten gingen weltweit auf die Straße, Temperaturrekorde wurden gebrochen … und die Felsentherme in Bad Gastein öffnete ihre steinernen Becken der Öffentlichkeit. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Nun ja, Freizügigkeit kannte in den 1950er und 1960er Jahren ihre Grenzen. In diesem Kontext muss man auch die Felsentherme sehen, die als erste öffentliche Therme Österreichs am 28. September 1968 eröffnet wurde. Und die Therme kann noch mehr: Die ikonische Architektur tief in den Fels verankert, werden die Becken auch heute noch von einer Millionen Liter Thermalwasser täglich gespeist. Frisches Wasser jeden Tag und dazu eine Portion ruhiger Freundlichkeit. Die Felsentherme in Bad Gastein kann sich heute noch – nach 50 Jahren Badebetrieb – sehen lassen. Auf allen Ebenen.

Visionär.

Dass Architektur mehr ist, als nur ein Gebäude zu bauen, mag dem werten Leser bekannt sein. Ganz oft jedoch hat Architektur eine sehr gesellschaftliche Variante. So ist auch der Entwurf der Felsentherme mehr als „nur“ ein öffentliches Bad. Architekt Gerhard Garstenauer machte es sich zur Aufgabe, nicht nur die felsige Natur Bad Gasteins integrieren, sondern auch dem wirtschaftlichen Niedergang des berühmten Kurorts entgegenzuwirken. Die unbearbeiteten Felswände aus Tauerngneis bilden einen einzigartigen Kontrast zu den konstruktiv-präzisen Sichtbeton-Elementen und den großen Aussichtsfenstern. Ein grandioses architektonisches Zeitgeist-Projekt, dass Liebhabern von aufgeklärter und rationaler Baukultur ein Lächeln in das Gesicht zaubert. Und dessen vermeintliche Nostalgie heute doch wieder irgendwie dem Zeitgeist entspricht. Selbst die orangefarbenen Elemente wie die Liegestühle der Felsentherme treffen nach einer langen Phase der optischen Verdrängung wieder den Nerv der Zeit. Aber: Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Trotzdem oder gerade deswegen müssen sich aber auch Kritiker des „Betonkist’n“ (nicht jeder Bürger Bad Gasteins war von dem sachlichen Entwurf begeistert) von anno dazumal eingestehen: Die Bad Gasteiner Felsentherme ist ein gelungenes Beispiel für eine Architektur, die aus Felssteinen, Beton und Glas in eine ausgesprochen schwierige Topographie eingefügt wurde und dem Ort ein – für damalige Verhältnisse definitiv – innovatives Gesicht gab.

Sommerfrische.

In den 1960ern standen die Weichen auf Aufbruch. Nach knapp zwei Dekaden Wiederaufbau, Besinnung und Arbeit stellte sich der Wohlstand ein. Und mit ihm eine wachsende Motorisierung und erste Urlaubsreisen mit der ganzen Familie – egal ob Arbeiter oder Akademiker. Bad Gastein hatte da seinen Zenit als Weltkurort schon längst überschritten. Die großen Belle Époque-Gebäude dümpelten vor sich hin, einzig der ikonische Wasserfall im Ortszentrum von Bad Gastein sprudelte energetisch wie eh und je Unmengen an Wasser in die Tiefe. Es musste etwas passieren, die Rufe nach einem neuen touristischen Angebot wurden lauter. Und warum das Rad neu erfinden? Hunderte Jahre an Kurgeschichte und -betrieb manifestierten sich mit Hilfe von Gerhard Garstenauer zu einem öffentlichen und repräsentativen Hallenbad. Schon in den ersten sieben Monaten der Eröffnung besuchten rund 120.000 Gäste das Felsenbad, auch heute – nach etlichen Renovierungen, Sanierungen und Erweiterungen – ist die Felsentherme ein Besuchermagnet. Denn die Felsentherme ist auch heute noch weit mehr als die Summe seiner 24 bis 34 Grad warmen Schwimmbecken: Inmitten der Gasteiner Bergwelt, mit dem Zug von überall her einfach zu erreichen, hat die Therme etwas, was andere nicht haben: Das wahre „Tauerngold“. Über 5 Millionen Liter Thermalwasser strömen täglich aus den 18 Gasteiner Quellen, eine Millionen Liter davon fließen direkt in die Becken der Felsentherme. Deswegen kommt das Wasser mit weniger chemischen Zusatzstoffen aus als anderswo. Das wiederum hilft der Gesundheit und der geht es in der frischen Luft auf 1.100 Metern auch besser als anderswo. Vielleicht war auch das eine Überlegung des Architekten: Dieses Anderswo der Gäste in einer Therme mit Ruhe, Rationalität und einer Portion Herzlichkeit zu relativiert. Und mit Zeitgeist. Auch nach 50 Jahren.

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