FIS Snowboard Weltcup Gastein 2018

FIS Snowboard Weltcup Gastein

„Vil, ich müsste ganz dringend auf meine Hütte am Graukogel. Die Tourengeher kommen. Könnten wir uns früher sehen?“, poppt ein SMS auf meinem Handy auf. Ich treffe Franz im Sitzungszimmer des Tourismusverbandes in Bad Gastein. Er macht uns eine Tasse Kaffee. Als Technischer Direktor ist er das Mastermind hinter dem FIS Snowboard Weltcup Gastein. FIS? Fédération Internationale de Ski? Snowboarden im Skiverband? Stirnrunzeln zeichnet mein Haupt.

Franz Weiss
Franz Weiss ist der Mr. Snowboard von Gastein.

Kein Lifestyle, sondern Alpinsport

Ich erinnere mich an meine Schulzeit und die Snowboarder meiner Klasse: Weite Hosen, Schildkappen, Coolness bis hinter den Ohren, ein von Anglizismen durchzogener Jargon. Ihre Performance auf der Piste haben Skifahrer spöttisch belächelt; Snowboarden war mehr Lifestyle als Sport. Auch heute noch stehen die Freestyler für diesen Lebensstil. „Die Alpine Snowboard-Szene ist jedoch anders: Man fährt auf längeren Bretter, es geht um Geschwindigkeit und die Athleten sind schön gekleidet“, erklärt Franz und schenkt mir eine Tasse Kaffee ein. Mit schön meint er: „Wie Skirennfahrer im Rennanzug!“ Beim FIS Snowboard Weltcup Gastein geht es also um Spitzensport in der Disziplin Parallelslalom: Zwei Rider, sorry Fahrer, starten nebeneinander; der Erste im Ziel gewinnt. Die FIS hat das Snowboarden damit als Alpinsport anerkannt und vom Freestyle-Sport und Lifestyle zum Rennsport erhoben.

FIS Snowboard Weltcup Gastein
Andreas Prommegger (Doppelweltmeister 2016 und Gesamtweltcup Sieger) sowie Claudia Riegler (Weltmeisterin 2015) sind die Lokalmatadore aus dem Salzburger Land.

Wenn Paarhufer auf Einhufer setzen

Österreich ist eine Skination! Die besten Skifahrer der Welt werden bei uns geboren, ausgebildet oder sie trainieren hier. „Streck deinen Rüssel in die Welt hinaus und du findest überall Snowboarder“, schmunzelt Franz. In Übersee oder Russland ist Snowboarden wesentlich populärer. Nur der egozentristische Österreicher meint, ohne Böses zu wollen, dass Skisport auf der ganzen Welt den uns bekannten Stellenwert hat. „Paarhufer bleiben gerne unter sich, auch die Einhufer“, scherzt er. „Aber in Gastein haben wir ebenso auf die Einhufer gesetzt.“ Auch ich dachte, dass Snowboarder (Einhufer) eine aussterbende Rasse und die Paarhufer (Skifahrer) auf der ganzen Welt am Vormarsch seien. Verzeiht mir, ich bin eben auch nur ein Österreicher – und damit ein Paarhufer.

Das Glück vom Schneemangel

Seit 2001 ist der FIS Snowboard Weltcup in Gastein zu Hause. Davor gab es viele kleine Snowboard-Rennen, die den Weg bis zum Weltcup pflasterten. „Die Gasteiner haben damals nach einer Positionierung gesucht und diese im Snowboarden gefunden“, betont Franz. Das Glück hat jedoch keiner mit der Zange herbeigezogen; es kam von selbst: Bis 2001 fand der Snowboard Weltcup in Kaprun statt, wo Frau Holle wohl Ferien hatte. Die FIS hat nach einer raschen Lösung gesucht und schon war der Weltcup in Bad Gastein; weniger als 2 Monate vor dem eigentlichen Event. „In nur 50 Tagen mussten wir den Snowboard Weltcup auf die Schneebühne bringen“, seufzt Franz. Wenig Zeit und enormer Druck können einen herausfordern oder überrennen: „Mitstreiter finden, diese motivieren, Location organisieren, Infrastruktur bereitstellen, Kommunikation übernehmen und das ganze unvorhergesehene Drumherum.“ Die Gasteiner haben es bravourös gemeistert.

Vom Schneeschöpfen zur Schneekanone

Als Gründungsvater des FIS Snowboard Weltcups durfte Franz viel miterleben: Wie alles begann und wie es sich veränderte. Früher war manches noch beschwerlich, heute geht manches leichter: „Beim ersten Weltcup fuhren die Athleten mit einem langsamen Schlepplift hinauf, mit Naturschnee und Schaufeln wurde die Piste mühsam präpariert,“ lacht er und nimmt einen Schluck Kaffee. Alle Beteiligten waren enthusiastisch, zwischendurch gab es Höhen und Tiefen, doch am Ende des Tages prägte der Snowboard Weltcup das Image und die Bekanntheit eines Tales, auf das gemeinsam intensiv mit folgendem Ergebnis hingearbeitet wurde: „Unbezahlbare Medienpräsenz, ein moderner Doppelsessellift, Schneesicherheit durch Hightech-Schneekanonen, effiziente Pistenraupen, geile Musik und eine Bekenntnis: Gastein steht für den Alpinen Snowboardsport!“

FIS Snowboard Weltcup Gastein
Franz ist bei seinem Snowboard Weltcup immer dabei.

Über den Mr. Snowboard von Bad Gastein

Als Blogger darf ich immer wieder spannende Menschen kennen lernen, denen ich sonst nicht begegnen würde – so auch Franz Weiß. Der Mr. Snowboard, wie er heute genannt wird, fühlt sich auf den ersten Blick so gar nicht nach Snowboard an; er wirkt sehr gasteinerisch: geerdet, traditionell und bodenständig, obwohl er aus Niederösterreich kommt. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist er das Mastermind hinter einem internationalen Top-Event, das medial im Ausland mehr Aufmerksamkeit genießt, als in Österreich.

Franz ist hauptberuflich Hüttenwirt der Graukogelhütte, auf die er nach unserem Interview mit dem Skidoo fährt. Außerdem ist er Obmann-Stellvertreter des Bad Gasteiner Kur- und Tourismusverbandes , Obmann des Skiclubs Bad Gastein, Vorstandsmitglied im Salzburger Landesskiverband (SLSV) und irgendwann genießt er noch seine Freizeit. Der Mann ist ein bunter, cooler und junggebliebener Hund. Er zeigt es nur nicht gleich jedem.

Gästen und Einheimischen bietet er mit dem FIS Snowboard Weltcup ein geiles Event und schaut dabei stets nach vorne: „Wir könnten noch besser sein, säßen wir nur alle an einem Tisch und zögen an einem Strang.“ Der Weiss hatte seit dem Beginn des Snowboard Weltcups erfolgreich und lange Zeit das Wohl seines Tales verfolgt – da gehören klare Meinungen dazu. Apropos lange: Der Zahn der Zeit nagt unaufhaltsam und lässt auch ihn ein wenig nachdenklich werden: „Die Siegerin des letzten Rennens ist auf die Welt gekommen, als ich den ersten Weltcup organisieren durfte.“ Franz atmet aus, macht eine Pause, senkt den Kopf und lächelt zufrieden…

Franz Weiss mit Skidoo auf dem Graukogel in Bad Gastein
Nach unserem Interview rauscht er mit dem Skidoo auf die Graukogelhütte.

Facts 18. FIS Snowboard Weltcup Gastein 2018

17 WC Events Parallel Damen und Herren; 3 WC Mixed Team Events; 10 WC Boardercross Damen und Herren bedeuten in Summe bisher 57 WELTCUPENTSCHEIDUNGEN

  • Lokalmatadore ANDREAS PROMMEGGER (St. Johann), Doppelweltmeister 2016 und Gesamtweltcup Sieger, CLAUDIA RIEGLER (Flachau), Weltmeisterin 2015
  • Auch am Start die Titelverteidiger ihrer Olympiatitel 2014 JULIA DUJMOVITS (Burgenland) und VIC WILD (RUS) sowie DANIELA ULBING (K), der Shooting Star der Saison 2017 als SIEGERIN des GASTEIN Weltcup + Weltmeisterin 2017

Programm:

  • Donnerstag, 11. Jänner 2018
    18:00 Uhr: Public Bib Draw in der Felsentherme Bad Gastein unter dem Motto: „ 50 Jahre Felsentherme“
  • Freitag, 12. Jänner 2018
    14.00-16:00 Uhr: Parallel Slalom Qualifikationsläufe Damen und Herren
    16:00-17:30 Uhr: „Gettogether“ Party im Weltcupzelt
    18:00-19:15 Uhr: NIGHT FINALE Parallel Slalom Damen und Herren (Single Run Format)
    19:30 Uhr: SIEGEREHRUNG im Zielgelände
    20:30 Uhr: Weltcup Party mit der „Gruppe Gastein“ im Weltcupzelt
  • Samstag, 13.Jänner 2018
    13:00 Uhr: Warm Up Party mit Take 3
    16:30-17:40 Uhr: Mixed Team Event Parallel Slalom
    18:00 Uhr: Siegerehrung im Zielgelände
    20:00 Uhr: After Race Party im Haeggbloms, Wührers und Silver Bullet

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