Seelenfutter Winterwandern. Im Angertal in Gastein.

Winterwandern Angertal, Foto: Kristina Erhard

Keine Zeit. Keine Idee. Vielleicht nächstes Wochenende. Zu kalt. Es gibt jede Menge Ausreden, nicht vor die Türe zu gehen. Vor allem im Winter. Und fast alle sind falsch. In Wahrheit sind in Gastein die besten Gelegenheiten gleich um die Ecke, kosten nichts und sind für fast jeden machbar. Die Autorin war Winterwandern im Angertal.

Vom Wandern und Abschalten.

„Schnell noch Emails checken,“ dachte ich mir, als ich meine schweren Winterstiefel zuschnürte. Ein Blick auf das Handy, nichts Weltbewegendes. Gott sei Dank. Wer weiß, ob ich da hinten drinnen, am Ende des Angertals überhaupt Empfang habe. Ich gehe Winterwandern, wohlgemerkt. Keine Skitour, keine Schneeschuhwanderung – einfach mit meinen zwei Beinen einen Bach entlang immer weiter und tiefer in das Angertal. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Bewusster kann man sich der Natur kaum werden.

„Jage deinem Leben nach. Genieße das Land, doch besitze es nicht. Sei mit Entschlossenheit, was du bist. Vereinfache dein Leben. Tu, was du wirklich liebst.“ Henry David Thoreau – „Walden oder das Leben in Wäldern“

Am Parkplatz beim Skizentrum Angertal, ungefähr 15 Minuten von Bad Hofgastein kommend den Berg rauf, lasse ich mein Auto stehen. Auf der Terrasse des Skizentrums wummert die Musik, es ist ein sonniger Tag im Februar. Ich überquere den Angerbach auf der Brücke bei der Skipiste, zwischen den hohen Fichten bricht sich das Licht mit der Schneedecke. An der urigen Hirschenhütte und dem Waldgasthof Angertal angekommen, überquere ich das letzte Mal die Skipiste und folge dem Weg, der mich immer tiefer in das Angertal hineinführt. Da kommt mir eine erste Erkenntnis: Wer denkt nicht mit einem wohligen Gefühl an seinen letzten Spaziergang durch den Wald zurück? Als Kind? Vielleicht mit seinen Großeltern? Da ist dieses leise Gemurmel eines Bächleins, das Rauschen der Baumwipfel, das Knirschen des Schnees, wenn man auf ihn tritt. Eine beruhigende Geräuschkulisse. Eine, bei der man versucht ist, sie mit seinem Smartphone aufzunehmen um die Geräusche des Waldes später wieder anzuhören. Eine Entspannung aus der Dose, sozusagen.

Von Gold und Bergbau.

Knappenwelt Angertal
Im Angerbach wurden bis in das späte Mittelalter wertvolle Erze wie Gold und Silber gewaschen.

Der Talschluss im Angertal wird vom 2.600 Meter hohen Silberpfennig begrenzt, im Tal wurde in der frühindustriellen Zeit Gold aus dem Bach gewaschen. Der Verhüttungsplatz im hinteren Angertal für Gold- und Silbererze war von 1490 bis ca. 1520 in Betrieb. Den kann man sich auch heute noch ansehen. Tummeln sich heute in dem glasklaren Wasser des Baches glückliche Forellen, wuschen Knappen im Spätmittelalter die begehrten Erze aus dem Wasser. Eine Knappenwelt an dem ehemaligen Verhüttungsplatz erzählt auf Schautafeln eindrücklich die Geschichte des Erzabbaus.

Von Waldduft und Gesundheit.

Kohlmeise Frühling, Foto: Kristina Erhard
Eine Kohlmeise piepst mit den anderen um die Wette. Ist denn schon Frühling in den Bergen Gasteins?

Weiter wandere ich vorbei am Angergrund in die Höhe, der Weg wird steiler, die Aussicht auf den gegenüberliegenden Stubnerkogel und seinen, nicht minder eindrucksvollen Nachbarn, den Tischkogel wird spektakulärer. Man nennt diese Berge die Goldberggruppe, die – wie viele anderen Flurnamen im Angertal – auf die Bergbauvergangenheit hinweisen. Ich höre die Vögel zirpen. Ist denn schon Frühling? Ich bilde mir ein, den Wald zu riechen. Der Drang meine Emails zu checken rückt in weite Ferne. Ein Team von Umweltpsychologen der Universität Wien haben herausgefunden, dass der Wald die physische ebenso wie die psychische Gesundheit von Menschen stärkt: Bei einer Wanderung oder einem Spaziergang im Wald schlägt das Herz messbar ruhiger, der Blutdruck sinkt, die Muskeln entspannen sich. Gleichzeitig werden Angespanntheit, Stress und Erschöpfung verscheucht, und positive Gefühle erscheinen größer und wichtiger als jene, die einen eher zermürben. Was wie die ultimative „happy pill“ klingt, kommt mit null Chemie aus. Einzig: Man muss seinen inneren Schweinehund überwinden. Und in diesem Punkt führen in Gastein mehrere Winterwanderwege an das Ziel.

Von Einkehr und Heimkehr.

Almhütten im Angertal, Foto: Kristina Erhard
Urige Almhütten am Wegrand zeichnen ein winterliches Bild für die Augen.

Ich drehe um, wann es am schönsten wird. Man könnte noch Stunden entlang des Winterwanderweges in die Höhe spazieren – vorbei an verschneiten Almwiesen und rustikalen Hütten. Auf dem Weg zurück zum Parkplatz kehre ich noch im Waldgasthof ein. Für meine innere Ausgeglichenheit und meinen Seelenfrieden habe ich mir einen Kaiserschmarren mit Zwetschgenröster verdient. Und einen weiteren Moment in der Wintersonne.

Fazit: Seinen inneren Schweinhund zu überwinden, ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Im Gasteinertal wird man dafür auf mannigfaltige Weise belohnt. Das Winterwandern ist unkompliziert, einfach zu planen und tut Magisches für die Seele. Und das kann man in dem ganzen Alltagsstress auch mal gut gebrauchen.

 

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