Alpines Brauchtum: Die Herreiter-Tradition

Peitschenschwünge hoch zu Ross

Beim bevorstehenden Dorf:Fest (am 5. und 6. August) rückt auch das Brauchtum der Dorfgasteiner Herreiter in den Fokus. Diese Brauchtumsgruppe ähnelt den Aperschnalzern, führt jedoch ihre Peitschenschwünge und musikalischen Darbietungen auf Pferden aus. Traditionell leiht die Gruppe dafür Norica Pferde von den Bauern in der Region aus. Die Pferde trainiert man intensiv ab einem Alter von drei Jahren für den Einsatz . Bei der Auswahl spielt der Charakter der Tiere eine entscheidende Rolle. Welche Ausrüstung die Schnalzer verwenden, wie der charakteristische Klang entsteht und vieles mehr zur Herreiter-Tradition erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.

Mit jugendlichem Elan im Takt

Die Herreiter erfüllen bei Umzügen wie dem Dorf:Fest eine zentrale historische Funktion, indem sie mit ihren rhythmischen Peitschenschlägen den Weg für die weiteren Vereine frei machen. Für die Vorbereitungen auf das Dorf:Fest benötigen die Herreiter mit ihren Pferden mindestens drei Tage. Der Brauch umfasst drei verschiedene Taktarten: 4er, 6er und 8er Takt, bei denen 2, 3 bzw. 4 Personen abwechselnd schnalzen. Das Schnalzen auf dem Pferd verlangt den Reitern eine hohe Präzision und Geschicklichkeit ab. Michael Höller, Obmann der Dorfgasteiner Herreiter, sagt, dass die Technik früh erlernt wird: „Mit fünf Jahren beginnen die Kinder im Stehen, erst mit 15 dürfen sie das erste Mal auf die Rösser.“ Der Verein verzeichnete insbesondere bei der Jugend in den letzten 3 Jahren einen erfreulichen Anstieg. Derzeit sind 18 Kinder im Alter zwischen 5 und 15 Jahren Teil ihrer Tradition, die mit viel Begeisterung weitergegeben wird. Michael Höller betont: „Es ist erfreulich zu sehen, dass sich in den letzten Jahren mehr junge Menschen dafür begeistern. Die Weitergabe unseres Brauchtums ist uns ein wichtiges Anliegen.“

Ausrüstung und Funktionsweise des Schnalzens

Der Handgriff der Peitsche besteht aus Holz, und die Schnur ist aus mehreren Hanfsträngen gedreht. Die Peitschen haben eine Länge von bis zu vier Metern. Am Ende befindet sich die Treibschnur, die den typischen Knall verstärkt. Die Peitschen erzeugen den typischen Sound durch eine plötzliche Richtungsänderung, die physikalisch gesehen eine Stoßwelle bildet, die auch als Überschallwelle bezeichnet wird. Wenn die Peitsche mit hoher Geschwindigkeit geschwungen wird, bewegt sich das Peitschenende schneller als die Schallgeschwindigkeit in der Luft. Dieser Überschallknall entsteht beispielsweise auch bei Flugzeugen oder dem Abfeuern von Projektilen. Übrigens nennt man die Gruppe der Herreiter wie bei den Krampussen auch Passen.

Auch in den anderen Gasteiner Orten haben die „Herreiter“ große Tradition wie hier die Hofgasteiner Pass beim Bauernherbst Umzug

Ein alpines Brauchtum und dessen historische Bedeutung

Die historische Bedeutung der Tradition reicht weit zurück. Ursprünglich bezeichnete man den Brauch im gesamten Alpenraum als „klöcken“. Die bäuerliche Bevölkerung praktizierte ihn bei verschiedenen Festen, wie Hochzeiten, im Stehen. Horst Wierer, Historiker in Bad Hofgastein, sagt: „Im 20. Jahrhundert wertete man verschiedenste Bräuche im gesamten Alpenraum auf, so auch bei den Schnalzern durch den Einsatz von Pferden.“

Dorf:Fest 2023

Das traditionelle Dorf:Fest verspricht bei der 39. Ausgabe wieder ein unverwechselbares Wochenende voller Brauchtum, Musik und Gemütlichkeit zu werden. Am 5.8. ab 15:00 Uhr und am 6.8. ab 10:00 Uhr können Besucher die Traditionen und Volkskultur der Region hautnah erleben. Musikgruppen wie „Die Strochner Nachwuchs Musikanten“, „Hoamadsound“ und „Die Dorfer“ sind auf verschiedenen Plätzen im Ort zu hören, darunter der Kirchplatz, der Römerplatz und der Gemeindepark. Der Höhepunkt ist der traditionelle Umzug der Vereine, Musikgruppen und Festwägen am Sonntagvormittag.

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