Open Faces 2* FWQ 2018 – Offene Münder und viel Freeride in Gastein

Rider: Bernhard Gigler,Foto: Andreas Vigl

Heute treffe ich einen Freerider. Nicht irgendwen, sondern den Organisator des Open Faces 2* Freeride Qualifier (kurz FWQ) in Gastein von 2. bis 3. März. Thomas ist Tiroler und ein Teil des Kollektivs „Open Faces“, dass es sich zur Aufgabe gemacht hat, in den österreichischen Alpen sogenannte Qualifier Freeride Contests zu veranstalten. Was das ist, wird er mir an der Bergstation der Schlossalmbahn erklären – von dort hätte man das Face, also den Contest-Hang, eigentlich sehen sollen. Bei dichtem Nebel unmöglich. Aber so kann es eben sein, wenn man versucht, sich den Berg untertan zu machen. A meet, greet and coffee mit Thomas Löffler.

Freeride in Gastein, Foto: Kristina Erhard
Thomas Löffler und der Nebel: Einer der Organisator des Freeride World Qualifier Contests auf der Schlossalm in Gastein hat sich extra für ein Interview Zeit genommen.

Hi Thomas, danke, dass du Zeit für uns hast. Immerhin bist du ja den ganzen Winter von einem Freeride-Hotspot zum nächsten unterwegs. Freust du dich schon auf den Open Faces Contest hier auf der Schlossalm?

Thomas: Ja total. Gastein ist was ganz Besonderes auf der Qualifier-Tour. Verspielter, nicht ganz so steil, einfach für jeden Skifahrertyp ist am Mauskarspitze was dabei. 500 Höhenmeter reine Freude. Wenn es das Wetter zulässt (lacht und schaut aus dem Fenster in den Nebel).

Hoffen wir auch! Aber was ist eigentlich ein Qualifier-Contest und was hat das mit den Sternen auf sich?

Thomas: Bei den sogenannten Freeride Qualifier-Contest sammelt man Punkte für die Freeride World Tour. Die Freeride World Qualifier Tour ist von einem bis vier Sterne bewertet. Dabei sind die Wettbewerbe mit einem Stern offene Contests für Einsteiger. Daher kommt auch unser Name „Open Faces“ – wir wollen einfach mehr Menschen, vor allem junge, für das Freeriden begeistern. Für jeden dieser Qualifier Contests gibt es Punkte – für die beste Line, die besten Jumps, etc. Am Ende der Saison qualifiziert man sich dann unter Umständen für die Freeride World Tour in Verbier – das ist wie das Champions League – Finale.

Ah, okay. Man muss also erst durch die Qualifier-Contests von einem bis vier Sterne, bevor man bei den absoluten Pros mitmachen kann. Aber wie läuft der Contest denn ab? Immerhin findet der ja im hochalpinen und freien Gelände statt.  

Unsere Rider dürfen natürlich nicht einfach in den Hang hineinfahren. Das wäre viel zu gefährlich. Hier in Gastein fängt es damit an, dass wir „nur“ 70 Freerider zulassen – obwohl knapp 190 auf der Warteliste stehen. Das liegt ganz einfach daran, dass es zu gefährlich wäre, mehr Rider hintereinander in Hänge fahren zu lassen, die bis zu 45 Grad steil sind. Je „offener“ das Face ist – also der Hang, der für den Contest befahren wird – desto mehr Rider kann man an den Start lassen. Einen Tag davor findet ein Rider’s Meeting statt – samt „Face Check“. Sprich: Die Teilnehmer dürfen hier auf der Terrasse stehen (Bergrestaurant „Kleine Scharte“ – Anmk.d.R.) und sich das Face ansehen und sich schon mal ihre Spur überlegen.

Schlossalmbahn Bergstation, Foto: Kristina Erhard
Von der Terrasse des Bergrestaurants Kleine Scharte sollte man eigentlich einen perfekten Blick auf die Mauskarspitze haben.

Gleichzeitig sind der Lawinenwarndienst und das Team der Bergbahnen voll im Einsatz. Ohne Freigabe und double check von Lawinenexperten geht gar nichts. Unsichere Hänge werden gesprengt oder aus der Contest-Area „rausgeschnitten“ – dürfen also nicht befahren werden. Wir graben auch Schneeprofile und pflegen die Ergebnisse in unseren lokalen Lawinenwarnbericht ein – genannt „Lola“. Alle Details werden hier festgehalten: Höhe, Exposition, Hangneigung etc.

Puh, das klingt schon mal recht aufwendig. Was passiert dann am Tag des Contests?

Zuerst müssen die Rider mal auf den Mauskarspitze und zum Startgate raufstapfen – mit den Ski auf der Schulter (lacht). Dort wird ein Safetycheck gemacht: Funktioniert das LVS-Gerät, sind Schaufel und Sonde im Rucksack, der Helm am Kopf (lacht erneut) – da geht es bei uns zu wie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen. Am Start stehen dann zusätzlich noch ein Bergführer, die Bergrettung, ein Notarzt, Skidudes (Typen, die im Falle des Verlusts die Ski suchen und finden müssen – Anmk. d. R.) und die ganzen Media-Leute.

Foto: mia* maria-knoll.com
Das Startgate auf der Mauskarspitze: Hier gibt es für jeden Rider erstmal einen Safetycheck. Ohne Lawinensicherheitsvorkehrungen geht hier gar nichts.

Klingt ganz schön voll am Gipfel. Wie werden die Rider dann bewertet?

Die Jury, die „Judges“, bewerten die Rider nach der Line, der Flüssigkeit der Abfahrt, nach der Skitechnik und dem „Air and Style“, also den Tricks, den Sprüngen und den Drops. Die Herausforderung für den Freerider ist es, das, was er vom Judge’s Point, also der Terrasse, gesehen hat, dann Vorort in eine flüssige, spannende und saubere Abfahrt umzusetzen.

Die Line der Freerider, Foto: Moritz Ablinger
Die Line, die Fluidity, die Technik, der Style – Die Kriterien der Judges sind durchaus ausgeklügelt.

Und die Zuaschauer?

Die dürfen bei DJ-Musik und Drinks auf der Terrasse sitzen und das Spektakel beobachten – live und am Livestream. Immerhin sieht man es auch nicht alle Tage, wie Freerider mit so viel Elan und Konzentration das offenen Gelände befahren. Bitte nicht nachmachen´, aber vielleicht als Inspiration sehen, dass der Berg mehr sein kann, als Lifte und Skipisten.

Danke für dieses Gespräch und wir drücken die Daumen für gutes Wetter.

 

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